Liese, Alexander und Dieter forschen in der Roten Fabrik. Mit einer neuen Kommunikationstechnik zielen sie darauf ab, den Zeittakt auszuhebeln. Denn Marktbedingungen strukturieren Zeiträume vor, definieren, was Kultur zu sein hat und erzeugen Beobachtungs- und Relevanzdruck. In den Versuchen der drei rutschen nun tatsächlich Zukünftiges und Vergangenes ineinander. Was zum Beispiel suchen die beiden mysteriösen Kinder in der Nacherzählung eines Streiks? Und inwiefern hat die Geschichte der Roten Fabrik als ehemaliger Standort der «Standard Radio und Telefon AG» etwas mit den gestrigen Krawallen auf dem Areal zu tun? Im Auftrag der Unterhaltungsindustrie kundschaften zwei Spioninnen diese vielversprechend-verworrene Lage aus: Eine Kommunikationstechnologie, die den Zeitfluss untergräbt, wäre ja einerseits wirtschaftsschädigend. Sie verheisst andererseits aber eine bessere Dosierung von Marktbedürfnissen – wenn sie «umgekehrt angewendet» werden könnte … Doch bald sind die Spioninnen selber der Krümmung des Zeitraums unterworfen. Die Kultur der Industrie – Solidarität und Streik – verschmilzt mit der Industrie der Kultur – Individualismus und Selbstvermarktung. Welche Kultur- und Freiheitsbegriffe konservativ oder progressiv sind, muss neu verhandelt werden. Ist der Kampf um Freiräume tatsächlich ein Kampf der Generationen? Jung gegen Alt?
Schauspiel: Ariane Andereggen, Philippe Graber, Meret Hottinger, Christoph Rath, Ursula Reiter, Samuel Streiff | Text, Regie, Installation: Tim Zulauf | Dramaturgie: Andreas Storm | Sound: Susanne Affolter | Licht: Stefan Marti | Video: Guido Henseler| Produktionsleitung: Lukas Piccolin | Grafik: Markus Bucher
Aufführungen
Fabriktheater und Rote Fabrik Zürich: Premiere 22. November 2011. Weitere Aufführungen 23.11. und 28.11. bis 3.12., jeweils 20 Uhr
Adaptiert als «Kapital/Kultur/Spionage» für das Tojo Theater und die Reitschule Bern / Biennale Bern 2012: MI 12.9., SA 15.9., SO 16.9. 2012, jeweils um 18 Uhr
Adaptiert als «Militär/Kultur/Spionage» für die Kaserne Basel: MI 3.10., DO 4.10. und FR 5.10.2012, jeweils 20 Uhr
Stimmen
Kritiker*innen-Umfrage «Theater heute», Jahrbuch 2012: Nomination als bester Nachwuchsautor für «Kultur/Industrie/Spionage» durch Ellinor Landmann, drs2.
«Ein kluges, ungemein vielschichtiges Projekt, dessen Wirkung nicht in simplen Effekten verpufft.» Andreas Tobler, Tages-Anzeiger, 24.11.2011
« ... will auch in der Roten Fabrik allzu philosophisch sein und verliert sich dabei im Chaos.» Katja Baigger, NZZ, 24.11.2011
In Koproduktion mit Fabriktheater Rote Fabrik Zürich, Kaserne Basel, Tojo Theater Bern und «PRAIRIE – das Koproduktionsmodell von Migros-Kulturprozent mit innovativen Schweizer Theatergruppen»
Unterstützt durch Kultur Stadt Zürich, Fachstelle Kultur Kanton Zürich, Migros-Kulturprozent, Ernst Göhner Stiftung, Schweizerische Interpretenstiftung